Bist Du jetzt total Banane? fragte ein weitgereister Freund, als er hörte, daß ich, Honduras, das zweitgrößte Land Mittelamerikas besuchen wolle.
Er zählte all die Vorurteile auf, die auch ich lange mit mir herumgeschleppt hatte - Klischés, die sich in einem Schlagwort zusammenfassen lassen: Bananenrepublik im Hinterhof der USA.
Tatsächlich steckte mir noch der Schrecken in den Knochen, den mir nur wenige Jahre zuvor im benachbarten Nicaragua eine Horde schwerbewaffneter Contra-Rebellen eingejagt hatte, als sie den Linienbus, der mich in die Provinzhauptstadt Matagalpa bringen sollte, nach Sandinisten filzten. Nur den Gringo ließen sie ungeschoren. Einmal wenigstens konnte ich mich glücklich schätzen, für einen Ami gehalten zu werden. Es war bekannt, daß Honduras auf Druck der Amerikaner den Contras als sichere Basis diente.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bestimmten US-amerikanische Obst-Multis, wo es lang geht in Honduras. Firmen wie die Standard Fruit Company (Markenname Dole) und United Fruit Company (Chiquita) machten mit Bananen, Ananas und Kokosnüssen auf dem Rücken der honduranischen Landarbeiter Riesengewinne und erkauften sich die Rückendeckung der jeweiligen Regierung mit harten US-Dollars. Honduras war also die buchstäbliche "Bananenrepublik".
Verschiedene Versuche, eine demokratische Regierung zu etablieren, scheiterten an korrupten Politikern und dem niedrigen Bildungsstand der Landbevölkerung. Erst in den letzten zehn Jahren hat sich in Honduras eine demokratisch gewählte Regierung etablieren können, der zuzutrauen ist, daß sie das Land sowohl wirtschaftlich als auch kulturell auf eigene Beine stellen will und kann. Für diesen Fortschritt steht der derzeitige Präsident Carlos Roberto Reina. Kenner sind allerdings überzeugt, daß auch bei einem Regierungswechsel nach den turnusmäßigen Parlamentswahlen im Jahr 1998 das Rad nicht mehr zurückgedreht werden kann.
Als Reiseland rückt Honduras erst seit kurzem ins Blickfeld. Abgesehen von den Islas de Bahia, den Inseln vor der Karibikküste des Landes, die ihrer artenreichen Unterwasserwelt wegen ein Geheimtip amerikanischer Taucher sind, und den sensationellen Maya-Fundstätten von Copán ist Honduras touristisch bisher unverbraucht und entsprechend kaum erschlossen. Diese Chance nutzten verantwortungsvolle Veranstalter, um in enger Zusammenarbeit mit Naturschützern und Soziologen ein Tourismus-Konzept zu entwickeln, das sowohl umwelt- wie sozialverträglich ist.
Noch immer sind große Teile des Landes mit ursprünglichem Dschungel, sogenanntem Primärurwald, bedeckt. Der teilweise unerforschte Regenwald von Honduras gehört weltweit zu den letzten seiner Art. Er bietet ein Refugium für ungezählte Arten von Tieren und Pflanzen, unersetzliche Ressourcen für den Fortbestand unseres Planeten. Doch auch in Honduras ist der Erhalt des Regenwaldes gefährdet. Völlig verarmte Bauern verlassen ihre durch Monokultur ausgelaugten Felder und versuchen im Regenwald als Siedler, Rinderzüchter oder durch Holzgewinnung ihr Glück.
Dies wird auf die Dauer zu einer Katastrophe für den Regenwald. Doch wer wollte Menschen, die heute jeden Tag um ihr tägliches Brot ringen müssen, anklagen, wenn sie dabei nicht an morgen denken können? Wer den Regenwald retten will, muß den ihn bedrohenden Menschen Überlebensalternativen zu bieten. Ein umsichtiger, naturschonender Tourismus, der auch die seit Jahrtausenden im Urwald lebenden Indianervölker - wie die Pesch und die Miskitos - einbezieht und respektiert, könnte zu einer neuen, sicheren Einnahmequelle und somit zum Kern eines Schutzkonzepts für den Regenwald werden.
Genießen Sie guten Gewissens das Abenteuer Honduras - ein vielfältiges und unverbrauchtes Reiseland - die sagenhaften Maya-Ruinen von Copàn, die faszinierenden Naturwunder der Regenwälder und des Bergnebelwaldes, die lebensfrohen Städte, die verwunschenen Buchten und einsamen Strände, die fantasatischen Tauchgründe der Karibik-Inseln. Vor allem aber schließen Sie Freundschaft mit Menschen unterschiedlichster Herkunft und Kultur, Menschen, die Ihnen immer ein Lächeln schenken selbst wenn sie sonst kaum etwas besitzen. Feiern Sie mit Ihnen, tanzen und tafeln Sie mit ihnen und spätestens wenn der Obstgang aufgetischt wird, wissen Sie:
1 Euro = 1,163 US$
1 US$ = 0,860 Euro
Stand: 06.09.2018
Quelle: Europ. Zentralbank